Wenn uns nichts mehr heilig ist- und warum wir genau das Heilige wieder brauchen!

Dies ist eine Serie von drei Blogartikeln die in ihrer jeweiligen ersten Version bereits in den Jahren 2016 und 2017 erschienen sind.

Es geht darin um Gemeinschaft und darum, warum sie der Schlüssel zum Frieden ist. Es geht um Medien und warum wir sie als äußere Spiegel für innere Prozesse sehen können. Und es geht darum, wie wir dafür sorgen können, dass uns die Dinge wieder heiliger werden. Um meiner Haltung zu den aktuellen Geschehnissen auf der Welt Ausdruck zu verleihen und Lösungen ins Visier zu nehmen, anstatt den Kreislauf aus alten patriarchalisch geprägten Mustern immer weiter fortzuführen, und uns in unserer Opferrolle klein zu halten, habe ich sie vollständig überarbeitet und in dieser Serie zusammengefasst.

 

Alle drei Artikel zusammen zeichnen ein neues Bild, des aktuellen Zustands unserer Welt. Sie bieten Zusammenhänge, Erklärungen und vor allem Lösungsvorschläge an. Jeder Artikel hat ein eigenes Schwerpunktthema- aber erst in der Zusammenschau bieten sie uns das umfassende Bild, das wir aktuell aus meiner Sicht brauchen. Das hier ist Teil 3. Hier findest du Teil 1 und hier Teil 2. Alle drei Artikel zusammen kannst du dir auch hier als Audioversion runter laden.


Mein Leben lang habe ich mich mit Konzepten zum Thema Körper, Geist und Seele beschäftigt. Was in dieser Artikelreihe bisher noch fehlt, ist deshalb die übergeordnete Ebene, die spirituelle Sicht auf all das, was bisher gesagt wurde. Und in diesem Zusammenhang wird es im Verlauf noch besonders spannend werden, wie eigentlich Spiritualität und Wut zusammenhängen (können).

 

Wie so viele andere Menschen auch, hat mich in den letzten Wochen eine Sache persönlich sehr beschäftigt: Ich habe mich gefragt, wie es mir eigentlich gelingen kann, die Balance zu halten, auf dem schmalen Grat zwischen positivem Fokus und dem ständigen Beschäftigen mit dem Leid der Welt.

Im Zusammenhang mit Konzepten rund um positives Denken, dem Gesetz der Anziehung, etc. wird inzwischen häufig auch der Begriff „Spiritual Bypassing“ (spirituelle Vermeidung) genannt. Es geht dabei darum aufmerksam dafür zu sein, dass spirituelle Techniken nicht dazu benutzt werden, eigene Probleme zu ignorieren und die Augen vor dem Leid anderer zu verschließen.

Unsere Welt ist nun mal kein Ort, an dem für alle überall und ständig das Glück einfach so vom Himmel fällt.

Diese Zustände von Trauer, Angst, Überwältigung, Verwirrung und mangelnder Klarheit, finde ich inzwischen, kann und muss man, zu einem gewissen Maß aushalten lernen. Wenn ich Angst habe, mich verwirrt fühle oder Selbstzweifel aufkommen, hilft kein blinder Aktionismus à la „Ich meditiere das mal schnell weg“ oder „Ich spreche schnell ein paar positive Affirmationen dagegen und fokussiere mich auf das Positive.“

Aber auch Angst- und Schockstarre helfen niemandem. Wie gesagt, ein sehr schmaler Grat von dem man auch schon einmal in die ein oder andere Richtung abstürzen kann.

 

Ich selbst habe gelernt in solchen Phasen tief in meine eigene Spiritualität einzutauchen. Ich lasse mich fallen. Lasse Ängste aufkommen. Erlaube meiner inneren Stimme lauter zu werden. Und ich höre auf die Antworten, die in mir hoch kommen- auch wenn sie unbequem für mich sind.

 

Und wie es so häufig ist, werden mir dann viele Fragen beantwortet, und neue kommen auf. Heute teile ich mit euch die Essenz meiner wichtigsten Erkenntnisse dazu.

 

 

Beginnen wir mit „Pray-for-Hashtags“, weil ich finde, dass sich an diesem praktischen Beispiel vieles verdeutlichen lässt.

 

Ich muss zugeben, dass ich mit den „Pray-for-Hashtags“ zwischendurch ziemlich gehadert habe. (Kurz zur Erklärung was ich damit meine: In den vergangenen Jahren wurden regelmäßig bei Katastrophen, Terroranschlägen, etc. Pray-for-Hashtags auf SocialMedia benutzt, um die Solidarität mit den Opfern auszudrücken.) 

Einerseits finde ich es natürlich wichtig und richtig, Mitgefühl auszudrücken. Es ist wichtig zu sagen: „Hey ich sehe dein Leid, ich nehme Anteil daran und ich versuche zu helfen.“  Was ich jedoch in den sozialen Netzwerken beobachtet habe, entsprach in den seltensten Fällen diesem Grundsatz. Denn häufig wurde nur die einzige Frage nach der Nennung des Hashtags gestellt: "Warum?" 

Und genau diese Frage ist es, mit der ich so meine Schwierigkeiten habe. Denn für mich ist das keine Frage, auf die es keine Antworten gibt. Und manchmal, macht mich diese Frage deshalb auch ein bisschen wütend. Denn wir wissen haargenau, warum in unserer Welt schreckliche Dinge geschehen, auch wenn wir das gern übersehen wollen. Stichwort „Spiritual Bypassing“.

 

Und die Antwort darauf ist ganz sicher nicht, dass „Gott im Himmel“ beschlossen hat, Schlimmes hervorzubringen, bzw. sich dazu entschieden hat, einfach mal nicht einzugreifen.

 

Schreckliches geschieht, weil wir viel zu unbewusst leben. Weil wir befürchten, dass uns etwas weggenommen wird, wenn ein anderer etwas bekommt. Schreckliches geschieht auch, weil wir uns nicht mit unseren Verhaltensmustern beschäftigen wollen, die den Klimawandel und damit Naturkatastrophen, Leid etc. hervorbringen. Schlimmes geschieht, weil wir Angst vor unseren Gefühlen haben. Weil wir uns nicht verändern wollen. Weil wir lieber in unseren eigenen Komfortzonen bleiben wollen. Es geschieht, weil die meisten von uns immer nur unseren vermeintlichen Pflichten hinterherrennen, ohne uns um unsere Bestimmung zu kümmern. (Und es gibt unzählige weitere Antworten auf die Warum-Frage.)

 

Zwangsläufig ergibt sich aus einem solchen Alltagsbild Neid, Hass, Gier, Angst und Wut. Viel zu viele Menschen werden unterdrückt, für das Wohl anderer. Was den meisten inzwischen eigentlich klar ist: Terror ist nicht das Problem, sondern Verteilung ist das Problem. Um dem ganzen etwas entgegenzusetzen, um Terror zu verhindern hilft es nur, Ressourcen und Möglichkeiten in das Leben all jener zu bringen, die keinen Zugriff darauf haben. Und mit Ressourcen und Möglichkeiten ist gemeint: Nahrung. Kleidung. Bildung. Hoffnung.

 

Wenn wir also zum Beispiel einem Terroranschlag mit einem "Pray-for-Hashtag" und der Frage „Warum?“ begegnen, geht mir das nicht weit genug. Wir wissen warum. Eine Kerze in deinem Status zu haben reicht nicht. Licht und Liebe auszusenden, reicht nicht. Du musst klare Worte und klare Taten folgen lassen. Du musst Stellung beziehen, dich klar positionieren und zum Teil der Lösung werden. Und gleichzeitig schickst du Licht und Liebe.

 

Wir müssen endlich zum Teil der Lösung werden und Veränderungen in unseren Alltag und in unser Umfeld bringen.

Louise Hay, eine Frau, die zu ihren Lebzeiten unzähligen Menschen weitergeholfen hat, sagt beispielsweise dazu, dass sie sich gern mit Menschen beschäftigen wird. Dass sie sich ihr Leid anhören wird, dass sie ihnen beistehen wird, aber dass sie keinesfalls und unter keinen Umständen „Ain’t it awful“ (Wie schrecklich ist doch alles!) mit den Menschen spielen wird. Auch ich denke, dass uns „Ain’t it awful“ kein bisschen weiterbringt.

 

 


Wenn wir uns also fragen, was zu wenig ist, was richtig ist, was falsch ist können wir es mit so etwas wie "spirituellem Aktivismus" versuchen: hierbei geht es weder um übertriebenen positiven Fokus noch um „Oh mein Gott, wie schrecklich ist doch alles“. Spiritueller Aktivismus ist der Grat, auf dem wir balancieren können. Hier zu gehen bedeutet, die Dinge in die Hand zu nehmen. Sie nicht nur zu sehen, zu benennen und auf sie aufmerksam zu machen, sondern etwas zu tun. Eben aktiv zu werden.

 

Hier ist also, was du tun kannst um zum Teil der Lösung zu werden: Es können ganz einfache Dinge sein, genauso wie sehr komplexe. Zu den ganz einfachen Dingen gehört es, mehr zur Verteilung von Ressourcen und Möglichkeiten auf der Welt beizutragen. Konkret bedeutet das beispielsweise, Geld zu spenden. Aber auch hier nicht blind, um dein Gewissen zu beruhigen, sondern Verantwortung zu übernehmen und gut zu recherchieren, welche Organisationen das Geld so verteilen, dass anderen damit wirklich geholfen wird. 

 

Die eine Sache, die spirituellen Aktivismus von blindem, wut- und angstbasierten Aktivismus unterscheidet, ist der Blick auf die energetische Ebene. Das bedeutet gleichzeitig, dass eines der wirkungsvollsten Dinge, die du tun kannst, eben doch auch Beten ist. Und damit kommen wir wieder ein bisschen zurück zu den „Pray-for-Hashtags“. 

 

Denn beten bedeutet nicht, in Verzweiflung zu schwimmen und nach dem "Warum" zu fragen. Zu Beten, wirklich zu Beten, bedeutet zunächst einmal sich mit der Quelle auseinanderzusetzen, zu der man betet. Was ist dieses Etwas zu dem wir beten? Was sind meine persönlichen Einstellungen dazu? Was glaube ich persönlich, welche Absichten dieses Etwas hat? Was will es von mir? Was will ich von ihm? Zu Beten bedeutet also nicht irgendetwas automatisch zu rezitieren, sondern sich zunächst erst einmal fundamental damit zu beschäftigen, was Beten eigentlich bedeutet. (Und ganz ehrlich, wie viele Menschen tun das, die nach einem Attentat oder ähnlichem, nach dem „Warum“ fragen, ohne auch nur einen einzigen Schritt weiterzugehen und nach einer Lösung zu suchen?) 

 

Im zweiten Schritt geht es darum, die Energie zu verändern. Denn auch das, bedeutet spiritueller Aktivismus, nämlich, dass wir einsehen müssen, dass dieses Universum ein energetisches Universum ist. Das wurde inzwischen vielfach wissenschaftlich bewiesen. Hier findest du einige Quellen dazu, wenn du tiefer eintauchen magst.

 

Beten ist kein Hokuspokus. Es hat nur einen so schlechten Ruf bekommen, weil die Kirchen behauptet haben, man könne sich damit von all seinen Sünden reinwaschen und müsse dann keine Verantwortung für seine Taten übernehmen. 

Das ist nicht Beten. Gebete oder auch Meditationen wenn sie nicht nur daraus bestehen nach dem Warum zu fragen, können tatsächlich etwas bewirken. Sie können es nicht nur, sie tun es. Sie verändern die energetische Schwingung und nehmen damit direkten Einfluss auf das Umfeld. (Auch das ist inzwischen bewiesen.)  Aber weil es so beliebt ist, sich beim Zitieren nur auf diesen Teil zu beziehen- noch einmal ganz deutlich: wir beten und meditieren nicht nur, sondern wir handeln auch! Beten, Meditieren und Handeln geschehen immer gleichzeitig!

 

Ganz zu Beginn hatte ich Wut erwähnt. Dürfen spirituelle Menschen wütend werden?! Was für eine merkwürdige Frage und doch wird sie so oft gestellt. Darunter liegt ein furchtbar gefährlicher Glaubenssatz, denn wir beschäftigen uns viel zu wenig mit unserer Wut. Gerade wir in unserer Gesellschaft sind mit der Prämisse aufgewachsen: „Das geht uns nichts an. Da schauen wir nicht hin. Da sind wir lieber leise. Da halten wir uns lieber raus.“ Und genau das führt dann an die Punkte, an denen wir heute sind.

 

Wie um alles in der Welt sollten wir nicht wütend sein, bei dem was an Korruption und Menschenverachtung und Umweltzerstörung auf der Welt vor sich geht?! Natürlich macht uns das wütend und das ist verdammt gut so!!! Denn diese Wut, wenn wir sie in die richtigen Bahnen lenken, gibt uns den Antrieb die Dinge auch wirklich zu verändern.

 

Wut an sich ist nicht die zerstörerische Kraft, die die Welt ins Wanken geraten lässt und alles niederbrennt. Was solche Taten bedingt sind der Wahnsinn und die blinde, krankhafte Aggression einzelner. Das ist keine Wut. Lasst uns also gerade als Frauen aufhören vor unserer Wut Angst zu haben und sie stattdessen gezielt einsetzen. 

 

 


Und dann kommt zu Guter Letzt noch eine andere Ebene hinzu. Nämlich die Erkenntnis, und das musste ich auf der menschlichen Ebene erst einmal selbst verarbeiten, dass wir damit nicht fertig werden. Wir werden nicht an den Punkt kommen, an dem uns der Terror der Welt nicht mehr belastet. Wir werden nicht an den Punkt kommen, an dem wir überhaupt keine Ängste und Sorgen mehr haben. 

Wir stecken in einem evolutionären Prozess. Das bedeutet für uns als Menschen, dass wir immer und immer wieder von vorne beginnen. Nur so, dass wir an jedem neuen Anfang ein kleines bisschen mehr wissen als am letzten Anfang. 

 

Es bedeutet, dass wir aktiv werden. Dass wir nicht aus lauter Angst das falsche zu tun, gar nichts tun. Sondern dass wir verdammt nochmal einfach anfangen. Dass wir den ersten kleinen Schritt gehen. Glennon Doyle sagt dazu, dass wir immer nur die eine nächste kleine richtige Sache zu tun haben: „Just do the next right thing. One thing at a time.“ Es bedeutet, dass wir dann Loslassen üben. Immer und immer wieder loslassen. Und dass uns klar ist, dass nach dem Loslassen nicht alles vorüber ist, irgendwann, sondern dass dann die nächste Aktion kommt. Und dann kommt wieder das nächste Loslassen. Und die nächste Aktion folgt. Die nächste konkrete Handlung, die anderen Menschen dient. So, dass uns alles wieder ein bisschen heiliger wird. So, dass unser Blick wieder auf die Schönheit fallen kann, die uns überall in so rauen Mengen umgibt. So dass wir unser Herz dazu verschreiben, diese Schönheit wahren und schützen zu wollen.

Und zwischendurch beschäftigen wir uns mit Ritualen. Wir meditieren, gehen zu Retreats und Seminaren und umgeben uns mit schönen Dingen. Wir schauen unsere Lieblingsserien beim Lieblingsessen an, um unsere Batterien aufzuladen, und dann machen wir die verdammte nächste gute Tat.  

 

In "Eine neue Erde" sagt Eckhart Tolle: „Nicht jeder ist schon reif dafür, aber immerhin schon einige, und mit jedem Menschen, der erwacht kommt das kollektive Bewusstsein mehr in Schwung und alles wird leichter für die anderen.“  In diesem Zusammenhang wird auch immer wieder der berühmte Tipping-Point genannt, der erreicht werden muss. Dass genug von uns, genug gute Dinge tun, genug gute Energien verteilen, so dass der Tipping-Point erreicht werden kann, damit die Waage kippt und sich am Ende alles zum Guten und Besseren für alle wenden kann. 

Höre heute damit auf, Teil des Problems zu sein und beginne Teil der Lösung zu werden. Hilf dabei mit dafür zu sorgen, dass uns alles wieder ein bisschen heiliger wird.

 

 


Ich freue mich, wenn du mir deine Gedanken zu diesem Beitrag in den Kommentaren hinterlässt. Allerdings kann ich hier, in diesem Rahmen, nicht persönlich darauf eingehen. Wenn du dir eine persönliche Antwort wünschst, ist es immer besser, mir eine Mail zu schreiben ;) Aktuelle Inhalte von mir findest du außerdem immer auf Instagram unter @the.feeling.files

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