Über das Körperliche in "Körper, Geist & Seele" Part II

(In diesem Artikel geht es um Ernährung und den persönlichen Lebensstil. Die Grenzen zu Essstörungen können mitunter fließend sein. Bitte schau dir dazu meinen Disclaimer an.)

Hier bist du gerade bei Teil II dieses Artikels gelandet. Im ersten Teil (hier) ging es vor allem um persönliche Begrenzungen, die uns daran hindern den eigenen Lebensstil langfristig zu verändern. Im Folgenden gehe ich mehr darauf ein, was es, oft überraschenderweise, mit unserem Umfeld macht, wenn wir uns dazu entschließen unsere Gewohnheiten zu verändern!


 Also, hüpfen wir direkt ins Thema:

 

Ernährung und alles, was damit zusammenhängt hat mich immer beschäftigt. Ich habe gern Dinge gelernt und ausprobiert, aber doch trotzdem in der Praxis bei Weitem nicht gesund gelebt. 

Phasenweise habe ich vegetarisch gelebt. Phasenweise zero Alkohol getrunken, dafür aber nicht gerade wenig geraucht. Phasenweise habe ich mich zuckerfrei, dann wieder überwiegend von Junkfood ernährt. Phasenweise extrem auf die Vermeidung von Zusatzstoffen und Chemikalien geachtet, dann wieder gar nicht mehr. Alles das hing immer eng mit dem zusammen, was sonst so in meinem Leben los war.

 

In den letzten Jahren wurde das aber, zum Glück, durch jede Menge mal mehr mal weniger schmerzhafter Lernerfahrungen, immer konstanter.

 

In dieser Zeit begann ich zunächst konsequent vegetarisch zu leben und dabei auch gleichzeitig mehr auf CleanEating zu achten. Nach gut vier Jahren mit dieser Lebensweise, entschied ich mich dann (ganz bewusst) für die vegane Ernährung. Und die passt, wie sich herausstellte, tatsächlich perfekt zu mir- was aber nicht heißen muss, dass das für dich auch so ist!!

 

Gleichzeitig habe ich an alten Prägungen und Glaubensmustern gearbeitet. Nicht nur was das essen betrifft, aber eben auch. Unsere Ernährungsgewohnheiten, vor allem die, die uns belasten, sind häufig eng mit dem verknüpft, was wir als Kinder beigebracht bekommen haben, bzw., auch einfach daran, was unser System gewöhnt ist.

Musstet du dich als Kind zum Beispiel damit auseinandersetzen, dass es morgen wegen dir kein schönes Wetter gibt, weil du nicht aufgegessen hast? Erwachsene unterschätzen häufig, was solche "Alltagsweisheiten" mit Kindern machen, die alles noch sehr buchstäblich nehmen und verinnerlichen.

Wurde bei euch eher frisch gekocht, woran sich deine Geschmacksnerven schon früh gewöhnt haben, oder haben deine Sinne gelernt, Tomatensoße aus Pulver als "Tomatengeschmack" zu identifizieren?

Es gibt unzählige solcher Glaubensmuster und Gewohnheiten, die wir in der Praxis natürlich noch viel individueller anschauen.  Wichtig ist nur, sie nicht außen vorzulassen, wenn man sich wirklich langfristig Veränderungen wünscht!

 

Auf ein Weiteres dieser Glaubensmuster möchte ich jetzt noch ausführlicher eingehen, weil es zu jenen gehört, die sehr weit verbreitet sind! Es ist ein Aspekt, der immer wieder auftaucht, wenn wir über unsere Ernährungsgewohnheiten oder über unsere Lebensweise mit anderen Menschen sprechen und ich weiß, dass viele von euch das kennen. 

Was deine persönlichen Entscheidungen mit anderen machen

Meine eigene letztendliche Motivation dafür, mich vegan zu ernähren, war eine ethische. Seitdem ich selber Haustiere hatte, und das ganze Thema somit sehr persönlich für mich wurde, führte da eigentlich kein Weg mehr dran vorbei. Außerdem hatte es auch die ein oder andere gesundheitliche Herausforderung gegeben und ich wollte einfach ausprobieren, wie mein Körper darauf reagiert. Aber das nur am Rande. 

 

Denn, was mich tatsächlich am längsten davon abgehalten hat, mich vegan zu ernähren, waren die befürchteten "sozialen Konsequenzen". Veganismus ist noch immer ein Thema, das sehr polarisiert. Schon in meinen vorherigen Jahren als Vegetarierin wurde ich nicht selten in Grundsatzdiskussionen verwickelt, die mich stressten. Und wenn es dir so geht wie mir, hast du keine Lust, deine persönlichen Entscheidungen ständig rechtfertigen und erklären zu müssen, obwohl du nicht mal nach Feedback gefragt hast!

Es ist interessant, wie persönlich andere Menschen unserer Entscheidungen teilweise nehmen, obwohl sie im Grunde genommen nicht das Geringste damit zu tun haben. Und so kommt es eben zu Situationen, in denen man an einem Geburtstagstisch sitzt und feststellt, dass man 95% von dem, was dort vor einem steht, nicht mehr isst.  Das Selbstbewusstsein, dazu zu stehen, müssen sich manche länger erarbeiten, als andere.

  

Das zeigt deutlich: Es geht eben nie nur um Ernährung, sondern auch immer darum, zu unseren Überzeugungen und zu dem zu stehen, wer wir wirklich sind. 

 

In diesem Zusammenhang werde ich auch immer mal wieder konfrontiert mit: "Ja, aber müsstest du denn dann nicht auch…".

Fakt ist: Jede*r von uns kann zu jedem gegebenen Zeitpunkt die Dinge immer noch besser machen. Wie ich zuvor beschrieben habe, sind diese Veränderungen in der Regel ein gradueller Prozess. Müsste ich zu 100% auf Plastik verzichten, faire Kleidung kaufen, mich über die Nachhaltigkeit aller Firmen informieren von denen ich kaufe, Wasser, Strom etc. sparen? Ja, müsste ich wahrscheinlich. So wie jede andere Person, die mir eine solche Frage stellt auch. Aber ich bin nicht perfekt. Und ich erwarte auch von anderen keine Perfektion.

 

Aus diesem Grund halte ich mich selbst auch inzwischen nicht mehr mit Menschen auf, die mir kritisch sagen: "Ja, aber müsstest du dann nicht auch x/y/z (oder auch sehr beliebt: dann darf man ja bald gar nichts mehr!)" und genau null-komma-null bei sich selbst verändern.

Mein Leben, meine Entscheidung, dein Leben, deine Entscheidung. Danke. 

 

Man darf auch nie vergessen, dass viele Menschen sich unbewusst herausgefordert oder sogar angegriffen fühlen, wenn sie jemandem begegnen, der sich dazu entscheidet anders zu leben, als es die breite Masse tut.

Denn im Grunde genommen wissen wir alle, dass uns eine überwiegende Ernährung aus verpacktem Essen mit unleserlicher Zutatenliste nicht gut tut. Und dass Massentierhaltung nicht das Mittel der Wahl für eine gute Zukunft des Planeten ist. Und gleichzeitig gehört viel innere Überzeugung, neu angeeignetes Wissen, Offenheit und eine gehörige Portion Mut dazu, die Veränderungen auch wirklich umzusetzen.

Und wenn dann unser Umfeld, Familie und Freunde völlig verständnislos auf unseren Wandel reagieren, passiert es nicht selten, dass wir wieder Abstand nehmen, von dem, was uns eigentlich gut tut. 

  

Hier sind ein paar einfache Tipps, wie du mit solchen Situationen umgehen kannst:

Achte absolut auf das, was dir selbst gut tut. Missioniere niemanden. Wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, sprich nicht darüber. Wenn jemand echtes Interesse zeigt, tue es doch! Wenn jemand mit dir wild diskutiert, nur um seinen eigenen Lebensstil zu verteidigen, ist nach meiner Erfahrung Schweigen immer die bessere Wahl. Du selbst weißt, wie dein Körper auf was reagiert. Und du musst dich nie dafür rechtfertigen, warum du keinen Alkohol trinken, keinen Kuchen oder kein Grillwürstchen essen willst: Wie Cheryl Richardson immer so schön sagt: „Nein, ist ein vollständiger Satz.“

 

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass den eigenen Lebensstil langfristig zu verändern, nicht unbedingt heißen muss, vegan zu leben. Ich erwarte das tatsächlich von niemandem. Fakt ist aber, wenn du wirklich etwas an deinem Leben verändern willst, musst du dich zwangläufig mit deinen Alltagsgewohnheiten auseinandersetzen, zu denen es eben gehört, wie du dich ernährst. Du kannst nicht allein von Fertigprodukten leben und erwarten, dass du dich gut und fit und wohl fühlst.

 

Zusammenfassend lässt sich über dieses Thema wohl sagen, dass es dazu keine einfachen Antworten gibt. Jeder Mensch muss seinen eigenen Weg durch das Thema hindurch finden. Aus meiner Erfahrung kann ich jedoch zu 100% sagen, dass man immer Körper, Geist und Seele (oder auch Körper, Gedanken und Emotionen) in ihrer Gesamtheit betrachten muss. Das eine nimmt unweigerlich Einfluss auf das andere. Wenn du also Gewicht verlieren, gesünder sein, dich fitter/ wohler/ wacher fühlen willst, kannst du weder deine echten Wünsche, Träume und Sehnsüchte ignorieren, noch deine Verletzungen, Ängste und Befürchtungen.


Ich freue mich, wenn du mir deine Gedanken zu diesem Beitrag in den Kommentaren hinterlässt. Allerdings kann ich hier, in diesem Rahmen, nicht persönlich darauf eingehen. Wenn du dir eine persönliche Antwort wünschst, ist es immer besser, mir eine Mail zu schreiben ;) Aktuelle Inhalte von mir findest du außerdem immer auf Instagram unter @the.feeling.files


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